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Finnland: aus der Perspektive eines philippinischen Einwanderers

  • Ceasar
  • KI-Übersetzung – kann Ungenauigkeiten enthalten
  • Übersetzt 03. November 2025 - 21 Min. Lesezeit
  • Zuletzt aktualisiert 03/07/17 (basierend auf der Quelle)
Ein Sonnenuntergang in Finnland
2017 war Finnland in Lonely Planets Liste der beliebtesten Reiseziele unter den Top 3 und hat anlässlich seines 100. Jubiläums viel zu bieten – von seiner wunderschönen Natur bis hin zu seinen unverwechselbaren Menschen und seiner eigenständigen Kultur.

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Als Expat in Finnland zu leben, öffnet einem die Augen. Der Wechsel ist jedoch groß, denn die Kultur unterscheidet sich stark von der eines tropischen Landes. An den finnischen Lebensstil muss man sich erst gewöhnen. Lies, wie sich unser philippinischer Autor bei seinem Umzug aus dem warmen, dicht bevölkerten Heimatland in den friedlichen Norden gefühlt hat. Im Artikel beschreibt er die Unterschiede zwischen finnischer und philippinischer Kultur und seine Erfahrungen mit dem Leben in Finnland.

Seit mehr als zwei Jahren lebe ich nun in Finnland, nachdem ich aus den Philippinen hergezogen war. Als asiatische Immigrantin habe ich viele Unterschiede erlebt, die ein neues Leben im Ausland mit sich bringt. Deshalb habe ich diesen Beitrag geschrieben – ein Rückblick auf diesen Zweijahres‑Meilenstein, basierend auf meinen Erfahrungen der letzten 130 Wochen. Zunächst danke ich dir, dass du dir Zeit nimmst, meinen Blog zu lesen, und hoffe, er ist hilfreich für alle, die eine Reise planen oder sogar einen Umzug hierher erwägen.

Lebhaft erinnere ich mich daran, wie ich in der Grundschule zum ersten Mal von Finnland hörte. Klar vor Augen habe ich auch mein erstes Nokia‑Handy (es war das meines Onkels) – hergestellt in Finnland. Seitdem fragte ich mich, wozu die Tasten mit den Buchstaben ä und ö auf der Handytastatur wohl gut sein könnten. Aus den Geschichtsbüchern wusste ich, dass dieses schöne Land zu Europa gehört, einem Kontinent, den ich immer als traumhaftes Reiseziel empfand. Ich träumte seither davon, eines Tages Europa zu besuchen – nicht unbedingt Finnland, aber irgendein europäisches Land. Erst im Juni 2013 erfuhr ich, dass das finnische Gesundheitsunternehmen Attendo in unserer Heimatstadt Pflegekräfte anwarb. Mit meiner Bewerbung rückte der Europatraum plötzlich in greifbare Nähe. Glücklicherweise meisterte ich die anspruchsvolle Bewerbungsphase. Schließlich nahmen wir an einem intensiven Basiskurs Finnisch teil, der fast sechs Monate dauerte und von zwei großartigen Lehrkräften geleitet wurde. Anfang Mai 2014 bestätigte das angesehene Unternehmen unsere Flüge nach Finnland – und einen Monat später, im Sommer 2014, kamen wir hier an.

Wie erlebt ein Expat in Finnland die Finnen?

Eine neue Umgebung bringt Aufregung mit sich – manchmal auch kleine Schocks oder unschöne Momente, besonders wenn die gewohnten gesellschaftlichen Normen anders sind. Diese Unterschiede lassen einen jedoch jeden Tag wachsen. Auf meinem zweijährigen Weg in der finnischen Gesellschaft habe ich nach und nach verstanden, wie die Menschen hier ticken.

Finnen werden nicht über Nacht deine besten Freunde – Vertrauen und Geduld spielen eine große Rolle. Fremde grüßt man in der Regel nicht einfach so auf der Straße. Das passt eher in Situationen mit klaren Rollen, etwa an der Kasse beim Bezahlen: Da kannst du Moi! Hei (Hallo!) sagen und entsprechend eine Begrüßung erwarten. Ein zufälliges Anlächeln auf der Straße wirkt auf viele Finnen eher seltsam. Das ist ein großer Unterschied zu unserer Kultur, in der wir neue Menschen oft herzlich und mit einem großen Lächeln begrüßen – besonders typisch für Filipinos im Ausland, die Landsleute ansprechen, als kenne man sich bereits.

Schon früh fiel mir auf, dass Finnen eher ruhig und schüchtern sind. Für Neuankömmlinge oder Touristinnen kann es befremdlich sein, wenn sich jemand an einer fast leeren Bank im U‑Bahnhof lieber hinstellt, statt sich neben dich zu setzen, oder am anderen Ende der Haltestelle wartet. Auch im Zug oder Bus bleibt mancher lieber stehen, obwohl noch Sitze frei sind, und setzt sich in der Kantine an das Tischende. Ich habe finnische Kolleginnen und Freunde direkt danach gefragt – sogar während einer Busfahrt. Sie sagten: „Persönlicher Abstand ist uns sehr wichtig – wir fühlen uns unwohl oder misstrauisch, wenn andere zu nah kommen.“ Das heißt auch: Wer näher herangelassen wird, ist in gewisser Weise etwas Besonderes. Gratuliere dir also, wenn du in die „Finn‑Zone“ darfst – ein kleiner Grund, stolz zu sein. Noch mehr Glück hast du, wenn du ein Selfie mit einer willigen Finnin oder einem willigen Finnen machen kannst – nach meiner Beobachtung sind viele vor der Kameralinse besonders scheu. Für die meisten Filipinos ist Fotografieren ganz selbstverständlich, um schöne Momente mit Freundinnen, Familie und Liebsten festzuhalten.

Finnen sind hilfsbereit und kooperativ. Wenn du mit einer Finnin oder einem Finnen befreundet bist, behandeln sie dich oft wie ein Familienmitglied. Sie helfen, wo sie können. Schon zu Beginn unserer Einarbeitung am Arbeitsplatz unterstützten uns Kolleginnen und Vorgesetzte – mit dem gemeinsamen Ziel, unsere Finnischkenntnisse zu verbessern. Gleichzeitig fühlten wir uns im Team stets willkommen, ganz im Sinne von 'yhteistyö' (Zusammenarbeit) – ein Arbeitsprinzip, das Finnland zu einem der besten Länder der Welt macht. Als wir in eine andere Wohnung umziehen mussten, half eine Kollegin freiwillig bei der Bewerbung. In Finnland gibt es Konkurrenz um Mietwohnungen, und Ausländer werden nicht immer bevorzugt. Dank der Unterstützung unserer Kollegin, die wir manchmal liebevoll ‚Suomalainen äiti‘ (finnische Mutter) nannten, bekamen wir schließlich die neue Wohnung. Und es ging weiter: Eine andere Kollegin organisierte sofort den Transport unserer Sachen, besonders der Möbel. Auch eine gute Freundin packte mit an – mit ihren Autos kamen unsere Dinge sicher im neuen Zuhause an. Ich habe außerdem gelernt, dass Kolleginnen und Kollegen wie Familienmitglieder zählen: Meilensteine wie Hochzeit, Geburtstag oder Nachwuchs werden gefeiert; in schweren Zeiten – etwa bei einem Todesfall – ist die Unterstützung besonders spürbar. Unvergesslich war, als unsere Kolleginnen für uns drei Filipinos sogar eine kleine Abschlussfeier organisierten – zusätzlich zu all der stillen Hilfe während unserer Ausbildung zur/zum lähihoitaja.

Am Arbeitsplatz habe ich gelernt, wie wichtig Pünktlichkeit in Finnland ist. Zu spät zur Arbeit oder zu einem Termin zu kommen, gilt als unhöflich – Ausnahmen sind echte Notfälle, aber auch dann erwartet man einen kurzen Anruf vorab. Ich bin dankbar, diese gute Arbeitsethik übernommen zu haben. Auf den Philippinen dagegen gehören Unpünktlichkeit und verspätete Starts oft zur Kultur – so sehr, dass es sogar einen Begriff gibt: Filipino Time. Geprägt wurde er bereits in den 1900ern von Amerikanern, die sich an unserer Unpünktlichkeit störten. Dahinter stecken grottiger Verkehr, ein schwacher öffentlicher Nahverkehr – und leider auch, dass wir „Filipino Time“ als Etikett akzeptiert haben. Es ist schwer, Unpünktlichkeit auszurotten, wenn sie tief in Kultur und Literatur verankert ist. Doch wir können sie nicht allein darauf schieben. Oft fehlt uns schlicht Disziplin und der Respekt vor der Zeit anderer. Beides lässt sich ändern – bei uns selbst. Umso dankbarer bin ich, in Finnland ernsthaft Pünktlichkeit gelernt zu haben.

Ähnliche Gepflogenheiten gelten beim Feiern oder Besuchen: Ohne Einladung zu erscheinen, gehört sich in Finnland nicht. Bei uns auf den Philippinen hingegen freut man sich meist auch über unangekündigte Gäste – die Gastgeber bedanken sich sogar für die gelungene Überraschung.

Finnen sind sehr ehrlich. Business Insider berichtete am 24. September 2013 über ein Reader’s‑Digest‑Experiment: In 19 Städten wurden Geldbörsen ausgelegt – in Helsinki wurden 11 von 12 zurückgegeben. Vor einiger Zeit machten meine philippinischen Freunde und ich einen kurzen Spaziergang und landeten in einem Secondhandladen namens Kontti. Etwa zehn Minuten nach Betreten des vom Finnischen Roten Kreuz betriebenen Ladens bemerkte ich, dass mein Portemonnaie fehlte – mit allen wichtigen Ausweisen und Bankkarten. Am meisten sorgte ich mich um meine Aufenthaltserlaubnis: Wir waren erst seit zwei Monaten hier, eine Neubeantragung schien kompliziert – mit wenig Finnischkenntnissen und keinem Geld für Gebühren. Glücklicherweise klingelte fünf Minuten später eine unbekannte Nummer. Am anderen Ende meldete sich eine sehr ruhige, freundliche Stimme mit fast perfektem Englisch. Schon bevor sie den Grund nannte, fiel mir ein Stein vom Herzen. Zu meiner Überraschung fragte sie, wo wir uns treffen könnten – sie wolle mir mein Portemonnaie zurückgeben. Meine Freunde staunten nicht schlecht, als ich plötzlich den Laden verließ, während ich telefonierte. Vor einem Kino, etwa 150 Meter entfernt, traf ich die warmherzige Frau. Sie überreichte mir die Geldbörse und erzählte, sie habe sie auf dem Gehweg gefunden – genau dort, wo wir zuvor entlanggegangen waren. Ohne zu zögern nahm ich ihre rechte Hand mit beiden Händen und sagte mit meinem holprigen Akzent: ‚Kiitos paljon, Colette tosi ihana ihminen!‘ (Vielen Dank, du bist ein wunderbarer Mensch!). Ich wollte ihr aus Dankbarkeit Geld geben, doch diese Mutter – neben ihr im Kinderwagen lag ihr einjähriges Baby – lehnte sofort lächelnd ab: „No thanks, We’ve got to go and have a nice evening!“ Dieser Moment prägte mein Bild von der Ehrlichkeit in Finnland. Mehrfach sah ich auch in Bussen, wie liegen gelassene Handys an die Fahrerin oder den Fahrer gegeben wurden, die sie dann an Suomen löytötavarapalvelu, den finnischen Fundservice, weiterleiten. Verlierst du etwas im öffentlichen Verkehr, empfiehlt es sich, das Büro am nächsten Tag nach 16 Uhr so früh wie möglich zu kontaktieren – per Telefon, Fax oder mit einem Online‑Formular. Für die Ausgabe der Fundsachen fällt jedoch eine Gebühr an.

Finnen lieben die Natur. Und wie! Schon beim Landeanflug sieht man die dichten Wälder und unzähligen Seen. Finnland ist das waldreichste Land Europas – und laut Environmental Performance Index (EPI) 2016 das grünste der Welt. Rund 70% der Fläche sind bewaldet, überwiegend mit Nadelbäumen. Dahinter steckt kein Zufall: Generationen von Finninnen und Finnen schützen Flora und Fauna. Beim Autofahren heißt das etwa: auf Elche, Hirsche und Rentiere achten, Tempo reduzieren und notfalls anhalten. Hupen bringt wenig. Bei einem Zusammenstoß besteht Meldepflicht bei der Polizei – so ernst nimmt man hier Tierschutz. Apropos: Hunde werden geliebt; in vielen Haushalten leben ein oder mehrere Vierbeiner verschiedenster Rassen. Die Rechte von Tieren genießen hohen Respekt.

Der finnische Staat spielte lange eine führende Rolle in der Forstwirtschaft, regulierte den Holzeinschlag und plante vorausschauend, damit die Wälder die Holz‑ und Papierindustrie weiter versorgen. Wälder sind ein Schlüssel der Wirtschaft – Finnland zählt zu den führenden Produzenten von Holz‑ und Papiererzeugnissen. Wenn du also das nächste Mal etwas ausdruckst, ist das Papier möglicherweise aus Finnland. Traurig ist dagegen, dass auf den Philippinen als Tropenland die große Hitze auch mit Waldzerstörung durch massives, verantwortungsloses Abholzen zusammenhängt. Viele gierige Politiker priorisieren nicht den Naturschutz, sondern Kommerzialisierungsprojekte – oft zu eigenem Vorteil. Kein Wunder, dass mein dicht besiedeltes Heimatland unter direkten Folgen des Klimawandels leidet: Extremwetter, Ernteverluste, Erdrutsche, verschmutzte Luft durch illegales Fällen, und so weiter. Finnland hingegen nimmt den Schutz von Mutter Natur ernst. Laut EPI verfügt das Land über konkrete Ziele und messbare Indikatoren für nachhaltige Entwicklung und schneidet besonders gut bei Gesundheitsauswirkungen, Wasser und Sanitärversorgung sowie Biodiversität und Lebensräumen ab. In allen Supermärkten gibt es Sammelstellen für Plastikflaschen und Dosen. In Finnland werden 9 von 10 Plastikflaschen zurückgegeben und fast 100% der Glasflaschen recycelt. Und jede Plastiktüte an der Kasse kostet ein paar Cent. Strenge Regeln beim Abfallmanagement fördern Recycling und richtige Mülltrennung – und reduzieren so den täglichen Hausmüll. Ergebnis: saubere Flüsse, Seen und Gewässer. Finnland ist bekannt für leicht zugängliches, sauberes Trinkwasser; das kalte Wasser aus jedem Wasserhahn – sogar auf Toiletten – ist trinkbar. Wenn du hierherkommst, atmest du zudem Luft von hoher Qualität – laut WHO 2016 die drittbeste weltweit.

Finnen lieben die Sauna. Die traditionelle finnische Sauna ist ein fester Bestandteil der Kultur – historisch von der Geburt bis zum Tod. Früher kamen Kinder im Saunaraum zur Welt, dem saubersten Raum im Haus. Vor der Hochzeit diente die Sauna der Reinigung; auch Verstorbene wurden auf den Holzbänken gewaschen und für die Beerdigung vorbereitet. Heute wird das nicht mehr praktiziert – die Sauna dient dem Wohlbefinden. Sie gilt als Ort der Entspannung, fast als heiliger Raum. Nacktheit ist dabei nichts Anstößiges: Keine Kleidung, keine Badekleidung – so wie man auch nicht mit Kleidung duscht, weil der ganze Körper sauber werden soll. Für Ausländer ist das nicht immer einfach; manche weisen sogar freundlich, aber direkt darauf hin – mit klaren Schildern wie „No underwear please“. Natürlich gibt es getrennte Bereiche für die Geschlechter, außer in Familien. Für mich als Asiatin aus einem eher konservativen Umfeld war es anfangs sehr unangenehm, nackt unter Fremden zu sein. Auch Freundinnen aus den Philippinen zu einem Saunagang einzuladen, war deshalb schwierig. Mit der Zeit lernte ich jedoch, diese finnische Etikette zu respektieren.

Eine traditionelle Sauna kann beim ersten Mal sehr heiß sein – die Temperaturen liegen zwischen 70 und 130 °C, unten auf den Bänken ist es jedoch kühler. Elektrische Saunen sind heute in privaten Wohnungen und öffentlichen Saunen üblich. Am liebsten mag ich aber die zwei holzbefeuerten und drei Rauchsaunen in Sommerhütten – ihr Dampf ist besonders sanft und feucht. Wenn du neben dem Wassereimer sitzt, gieße bitte Wasser auf die Steine und fülle den Eimer beim Gehen wieder auf – aus Rücksicht auf die anderen. Übrigens: Meine Aussagen von oben über schüchterne, stille Finnen gelten in der Sauna nicht unbedingt. Überraschend oft haben Fremde dort ein Gespräch mit mir begonnen – meist erst auf Englisch und mit der Frage, woher ich komme. In diesem dampfenden Raum wird gern geplaudert, manchmal erzählt man sogar Lebensgeschichten. Der finnische Film Miesten Vuoro zeigt das eindrucksvoll: Die Protagonisten erzählen einander bewegend aus ihrem Leben. Über Aktuelles wird auch gesprochen, nur Jobtitel oder Religion sind kein Thema. Nach mehr als zwei Jahren hier ging ich regelmäßig 2–3‑mal pro Woche in die Sauna der öffentlichen Schwimmhallen – für mich die beste Art, nach einem langen Arbeitstag herunterzukommen. Ich fühlte mich danach immer entspannt. Zudem hat die Sauna viele gesundheitliche Vorteile: Finnische Studien deuten darauf hin, dass regelmäßiges Saunieren das Risiko für Demenz und Alzheimer sowie Herzerkrankungen senken kann. (Bitte sieh dir unseren Link zur Sauna an.) Wenn du erleben willst, wie es ist, finnisch zu leben, mach einfach mit – trau dich und geh während deines Finnland‑Aufenthalts in die Sauna!

Sprache

In Finnland gibt es zwei Amtssprachen: Finnisch und Schwedisch. Nur ein kleiner Teil, etwa 5% der Bevölkerung, sind schwedischsprachige Finnen. Wer zu Besuch kommt und Englisch spricht, muss sich keine Sorgen machen – die meisten sprechen fließend oder verstehen zumindest gut Englisch. Für die Arbeit hier sind jedoch Finnischkenntnisse nötig, wenn man langfristig zurechtkommen will. Die meisten Arbeitgeber verlangen Finnisch, es sei denn, man arbeitet in einem internationalen Umfeld mit anderen Arbeitssprachen. In Finnland zu arbeiten heißt: Finnisch lernen. Viele staatlich finanzierte Stellen bieten kostenlose Sprachkurse für Zuwanderer an. Unvergesslich sind für mich die ersten sechs Monate der Integration mit nur wenigen Finnischkenntnissen. Zwar hatten wir bereits fünf Monate Sprachtraining in der Heimat, doch schriftliches Finnisch reicht nicht – denn gesprochen wird oft anders, was für Anfängerinnen schwer zu verstehen ist. Wörter müssen korrekt ausgesprochen werden, sonst kann es Missverständnisse geben. Ein Klassiker: Minä tapan sinut (Ich bringe dich um) vs. Minä tapaan sinut (Ich treffe dich) – viele Wörter sehen fast gleich aus, bedeuten aber etwas anderes. Keine Sorge: Mit der Zeit geht es pikkuhiljaa voran. Eine gute finnische Freundin sagte mir immer: „Die Leute verstehen dich – mach dir keine Sorgen, wenn die Grammatik noch nicht stimmt.“ Kolleginnen ermutigten uns ständig, Finnisch zu sprechen (auch mit anderen Filipinos oder Immigrantinnen am Arbeitsplatz) – einfach, damit wir lernen. Übung macht zwar nicht perfekt, aber besser. Meiner Meinung nach dauert es viele Jahre, bis man diese eine der schwierigsten Sprachen der Welt wirklich beherrscht (außer vielleicht, man kommt aus Estland – die Sprache ist sehr ähnlich). Das klang jetzt vielleicht etwas frustriert – aber eines ist sicher: Wer regelmäßig übt und die Sprache lieben lernt, macht stetig Fortschritte. Nichts ist unmöglich.

Jahreszeiten und beste Reisezeit für Finnland?

Finnland hat vier deutlich unterschiedliche Jahreszeiten. Wann die beste Reisezeit ist, hängt davon ab, welche Aktivitäten dich interessieren und welche Regionen du besuchen möchtest.

Winter

Santa Claus Village in Rovaniemi, Lappland
Als offizieller Wohnsitz des Weihnachtsmanns bekannt, ist das Santa Claus Village das ganze Jahr über ein beliebtes Reiseziel in Rovaniemi, Lappland.

Je nach Region gibt es große Unterschiede. In Lappland im Norden beginnt die Schneesaison im November und dauert mindestens bis Mai. Ich war im vergangenen November dort – Lappland gilt als Finnlands Winterwunderland. Die weihnachtliche Magie ist hier das ganze Jahr spürbar. Ein Muss ist das Weihnachtsmanndorf in Rovaniemi, der Hauptstadt Lapplands. Dort hatte ich die Gelegenheit, den echten Weihnachtsmann zu treffen – und keine Sorge: Auch auf Englisch ist die Verständigung kein Problem. Wer mehr Action möchte, kann Schneemobil fahren, mit Huskys Schlitten fahren oder eine Rentiertour machen. Eine neu eröffnete Schneebar am selben Ort bietet ein besonderes Wintererlebnis. Außerdem ist Lappland die beste Region, um die Nordlichter – auch als Aurora Borealis bekannt – zu sehen. Klare Nächte sind ideal, Apps wie Aurora Forecast sagen recht zuverlässig voraus, wann und wo sich das Spektakel zeigt. Dank reichlich Schnee und abwechslungsreichem Gelände ist Lappland zudem ein Top‑Ziel zum Skifahren und Snowboarden.

In Mittel‑ und Südfinnland schneit es meist Anfang Dezember zum ersten Mal; die Schneedecke taut im späten März und April. In Lappland fallen die Temperaturen bis auf −41 °C (Kälterekord, 5. Januar 2017), in der Seenplatte im Osten und an den westlichen Seen liegen sie zwischen −5 °C und −20 °C. Südliche und küstennahe Regionen sind milder und bekommen durch die Ostsee weniger Schnee. Unabhängig vom Wetter draußen bleiben Ferienhütten mollig warm – mit Zentral‑ und oft Fußbodenheizung, Kamin und natürlich einer Sauna! Insgesamt locken die belebenden Wintertage überall mit zauberhaft bereiften Bäumen und zugefrorenen Seen. Beliebt sind auch Eisangeln, Eislaufen und Eisbaden.

Für jemanden aus den Tropen ist eine der größten Herausforderungen, den Winteralltag gut zu meistern. In Gebäuden ist es dank Heizung angenehm – draußen hingegen wird es besonders gegen Ende Dezember sehr dunkel: Im Norden gibt es dann rund 0 Stunden Tageslicht, im Süden etwa 6. Viel Schnee hilft, das vorhandene Licht zu reflektieren und alles heller wirken zu lassen. In dieser dunklen Zeit sind Reflektoren unbedingt zu empfehlen – Autofahrerinnen sehen Fußgänger sonst zu spät, auch Busfahrer erkennen einen aus der Distanz schlechter. Und natürlich: warm genug anziehen – die Kälte kriecht sonst bis in die Knochen! Erstaun dich nicht, wenn Finnen scheinbar gar nicht frieren: Dicke Winterkleidung und Accessoires kommen oft erst ab −20 °C zum Einsatz :) Vielleicht ist das einfach Gewöhnung an die Kälte – etwas sehr typisch Finnisches :)

Das saisonale Stimmungstief (SAD) kann in dieser düsteren Zeit jeden treffen. Auch ich erlebte in meinem ersten Winter hier eine plötzliche, deutliche Stimmungsschwankung beim Übergang vom Herbst zum Winter. Dazu können Symptome wie Hoffnungslosigkeit, Interessenverlust, Konzentrationsprobleme, sozialer Rückzug, Appetit‑ und Schlafstörungen, Antriebslosigkeit oder Unruhe, verminderte Libido und im schlimmsten Fall Suizidgedanken kommen. Wer so etwas bei sich bemerkt, sollte ärztlichen Rat suchen. Diese Präventionsideen können helfen, SAD vorzubeugen https://www.prevention.com/mind-body/effective-solutions-seasonal-affective-disordera.

Frühling

Frühling in Finnland
Im Frühling tauchen die Bäume die Landschaft in atemberaubende Grüntöne, während sich die Natur von Finnlands langem Winter erholt. Dieses Foto wurde in Hakunila, Vantaa, aufgenommen (ein Wohngebiet, in dem viele Einwanderer leben).

Im April ist es herrlich, die Frühlingssonne zu begrüßen, während die Natur ringsum erblüht. Die Tage werden schnell länger und wärmer. Ab Ende April steigen – außer in Lappland – landesweit die Temperaturen über den Gefrierpunkt. Der Frühling ist eine wunderbare Zeit, um draußen zu sein und das Erwachen der Natur zu erleben: Radfahren, die ersten Knospen und Blüten entdecken, durch stille Wälder und Felder spazieren. Wandern ist jetzt besonders beliebt – die Luft ist frisch, die Temperaturen sind mild. Der Frühling dauert bis Mai.

Sommer

Ich kam zu Beginn des Sommers 2014 an und wunderte mich erst, warum es regnete – inzwischen weiß ich: Regen gehört zum finnischen Sommer. In den Philippinen als Tropenland ist Sommer immer sonnig und trocken. Jeder Sommer in Finnland ist anders; einen hyvä kesä (guten Sommer) nennt man ihn, wenn es bis Ende August meist angenehm warm ist. Die Temperaturen liegen oft zwischen +15 und +25 °C. Der Sommer ist die Zeit der Mitternachtssonne – die Nächte bleiben hell. In Lappland geht die Sonne von Juni bis Juli ganze zwei Monate lang nicht unter, daher der Beiname Land der Mitternachtssonne. Anderswo verschwindet sie nur für wenige Stunden unter dem Horizont.

Die Sonne wird geliebt: Überall sieht man Leute beim Sonnenbaden an Stränden und auf Wiesen – die Extraportion Vitamin D wird dankbar aufgetankt. Einen Schirm als Sonnenschutz zu benutzen, gilt hier jedoch als unüblich (er ist für Regen gedacht – in den Tropen schützt man sich damit auch vor starker Sonne). Hier könnte man dich sonst für etwas wunderlich halten.

Im Sommer gibt es viele Veranstaltungen. Besonders beliebt ist das Mittsommerfest, gefeiert am ersten Samstag nach dem 19. Juni. Es ist ein Wochenende mit Grillen, Schwimmen, Trinken, Geschichten, Singen und Tanzen. Letztes Jahr in Helsinki verbrachte ich Mittsommer mit Einheimischen auf Seurasaari, einer bewaldeten Insel mit einem Freilichtmuseum historischer Gebäude. Dort trifft man traditionelle Handwerker, spielt alte Spiele wie puukävely, hört Musiker am kantele (harfenähnliches Nationalinstrument), isst Pfannkuchen und – ja – etwas zu dunkel geratene Würstchen. Zum Finale wird ein riesiges Feuer entzündet, und ein frisch verheiratetes Paar wird in einem alten Holzboot über den See gerudert.

Mittsommerfeier auf Seurasaari, Helsinki, Finnland
In traditionellen finnischen Trachten unterhalten diese Darsteller auf Seurasaari einheimische und ausländische Besucher anlässlich der Mittsommerfeier.

Im Juli, wenn Tage und Nächte noch wärmer und heller sind, ging ich mit Freunden oft in den Süßwasserseen schwimmen. Einer meiner Favoriten ist der Saksijärvi in Nurmijärvi, 46 km nordwestlich von Helsinki. Einer Studie zufolge gehört er zu den saubersten Seen Finnlands – mit weißem Sand, perfekt zum Sonnenbaden. Das kann ich, nach vielen Besuchen, nur bestätigen.

Ferien in der Hütte sind im Sommer sehr beliebt. Viele Finnen ziehen sich an einen See aufs Land zurück, um mit ihren Liebsten am kühlen, klaren Wasser zu entspannen. Ein Rückzugsort in einer Hütte am See (kesämökki) ist ideal. Bootfahren, Kanufahren, Angeln, Grillen, Schwimmen – und natürlich die traditionelle Sauna – sind perfekte Arten, den Sommer mit Freundinnen, Freunden und Familie zu genießen. Oft grillten wir spät abends am See und schauten dem Sonnenuntergang zu, der die Landschaft in warmes Licht tauchte. Und schon nach wenigen Monaten zog es mich wieder dorthin – weg vom Trubel der Stadt.

Beliebt ist im Sommer auch das Beerensammeln im Wald – eine alte finnische Familientradition. Im Juli pflückten wir mit guten Freunden meist Blaubeeren, Heidelbeeren, Moltebeeren, Himbeeren, Preiselbeeren und Pilze – alles feste Bestandteile der finnischen Küche. In Finnland gelten Jedermannsrechte: Jede und jeder darf sich frei in der Natur bewegen, Beeren und Pilze sammeln und mit Rute und Schnur angeln – ohne Genehmigung (Ersteres habe ich noch nicht ausprobiert). Einnahmen aus dem Verkauf dieser Naturprodukte sind steuerfrei.

Beerenpflücken in Finnland
Beerenpflücken ist in Finnland eine beliebte Sommerbeschäftigung. Beeren gehören das ganze Jahr über zur finnischen Küche
See Säksijärvi
Finnland im Herbst zur Ruska-Zeit

Herbst

Nach dem Sommer ist der Herbst meine zweite Lieblingsjahreszeit: Ab September färben sich die Blätter vieler Baumarten goldgelb, orange und rot. In Nordfinnland beginnt der Herbst etwa einen Monat früher. Diese Farbenpracht heißt auf Finnisch „ruska“ und überzieht große Teile des Landes mit einem bunten Teppich. Je weiter man nach Norden reist, desto ursprünglicher erscheinen die Wälder – und desto weniger Dörfer und Städte liegen am Weg. Das Herbstwetter ist schwer vorherzusagen und wechselt stark – von Jahr zu Jahr und oft sogar von Tag zu Tag. Eines stimmt jedoch fast immer: Es regnet am häufigsten in dieser Jahreszeit. Die Tage werden dunkler, die Luft kühler – die Natur bereitet sich auf den kommenden Schnee vor. Die mittlere Tagestemperatur liegt im Herbst unter 10 °C, dennoch gibt es auch sonnige Phasen. Das milde Klima macht den Herbst ideal, um die vielen Waldwege zu Fuß oder mit dem Rad zu erkunden. Beeren und Pilze lassen sich manchmal noch finden – aber deutlich weniger als im Sommer.

Im Herbst verwandelt sich alles Grüne in leuchtende Farben wie Gelb und Rot.

Ob Norden, Süden, Osten oder Westen – du wirst deine Zeit in Finnland genießen, denn jede Region bietet eigene Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten. Finnland verfügt über ein sehr gutes Verkehrssystem. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu reisen ist einfach – zuverlässig und sicher. Wir haben einen Beitrag zum Thema ÖPNV veröffentlicht, den findest du hier.

Das war’s fürs Erste. Danke fürs Lesen – ich hoffe, dieser Beitrag hilft dir, deinen Besuch oder Aufenthalt als Finnland‑Neuling optimal zu gestalten. In der nächsten Serie möchte ich über meine Erkundungen in Finnland berichten – bleib gern auf unserer Seite dran.

Lust auf Finnland bekommen? Lies unseren Beitrag über praktische finnische Einwanderungsoptionen.

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